Inside | Sina, Timothy und Örjan: ein unentbehrliches Trio im Hintergrund
12.04.2021, 08:00
Heute stellen wir die wichtige Arbeit eines Trios in den Vordergrund, das für den Erfolg der SCRJ Lakers unentbehrlich ist. Von den Fans kaum bemerkt, sorgen sie für das Wohlbefinden der Spieler neben dem Eis: Physiotherapeut Timothy Grob, Masseurin Sina Riva und Materialwart Örjan Haug.
Dass Eishockeyspieler mehrmals pro Woche ihr Leistungspotenzial abrufen können, ist auch auf die Arbeit des Team-Staff im Hintergrund zurückzuführen. Ihre Aufgabe ist es, dass jeder Spieler bei Verletzungen jeder Art rasch die erfolgversprechendste Behandlung erfährt, dass sein Körper die optimale Vorbereitung auf die geforderte Höchstleistung in Form einer Massage erhalten hat. Stimmen im Spiel auch die technischen Details sprich optimal geschliffene, auf das Eis abgestimmte Kufen und die auf seinen Körper angepasste Ausrüstung bis ins letzte Detail, steht dem erfolgreichen Auftritt im Ernstkampf nichts im Wege.
Materialwart Örjan Haug
Nach einem Training treffe ich Materialwart Örjan Haug, von allen mit der englischen Kurzform ÖJ gerufen. In seiner kleinen Werkstatt gleich neben der Kabine flickt er laufend all das, was im Kampfsport Eishockey so alles kaputt geht an den Schlittschuhen - hier sind es vor allem die Kufen, welche immer wieder abmontiert und in der Schleifmaschine wieder so geschliffen werden, wie es der Spieler mag. Auch die Schutzausrüstung leidet im Verlauf einer Saison. Wenn durchtrainierte Spitzensportler mit über 30 km/h immer und immer wieder zusammenprallen, überfordert das immer wieder Ausrüstungsteile. Ein geschickter Materialwart ist nötig, damit ein betroffener Akteur rasch wieder zurück aufs Eis und dem Team helfen kann. ÖJ kam diese Saison aus Schweden zu den Lakers, zuvor war er bei Red Bull Salzburg engagiert. Ende dieser Saison zieht es ihn bereits wieder weiter auf seiner Reise durch die Eishockeystadien. Farewell ÖJ.
Physio Timothy Grob
Über die tägliche Arbeit von Physiotherapeut Timothy Grob und Masseurin Sina Riva erfährt der Fan so gut wie nichts. Ihre Arbeit ist nicht nur wichtig, sondern geht die Öffentlichkeit - und vor allem den Gegner auf dem Eis - nichts, gar nichts an. Man will ihn schliesslich nicht auf potentielle Schwachstellen einzelner Spieler aufmerksam machen. Ich treffe die beiden im kleinen Raum zwischen Spieler- und Trainerkabine. «Wann kommt ein Spieler zu Dir?», frage ich Timothy. «Wenn Flasche leer», schmunzelt dieser in Anlehnung an den berühmten Spruch von Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni. Eine treffende Antwort auf eine rhetorische Frage. Verletzungen, die den Beizug eines (Sport-)Physiotherapeuten nötig machen, gehören leider zum modernen, immer schneller gewordenen Eishockey. Muskelfaserrisse, -Zerrungen, Schulterverletzungen usw. sorgen immer wieder für Spielerausfälle.
Im Zusammenspiel von Arzt und Physiotherapie wird alles unternommen, um Verletzungen so effizient wie möglich zu behandeln. Dabei soll ein Spieler nicht um jeden Preis so rasch als irgend möglich zurück aufs Eis, wenn die Gefahr besteht, dass eine eben erst langwierig auskurierte Verletzung wieder aufbricht. Der Physio kennt wie kaum ein anderer die biomechanischen Abläufe im Körper, die Verletzungsanfälligkeit und die Möglichkeiten einer wirksamen Prävention. Mit gezielten Übungen gelingt es ihm immer wieder, langwierige Verletzungen mit Hilfe von Ultraschallbehandlungen zu beheben. Wann ein Spieler nach einer Verletzung wieder einsatzfähig ist, wird in enger Zusammenarbeit mit dem Klubarzt entschieden. Wöchentlich trifft er sich mit Sportchef und Trainer zu einer Lagebesprechung, einmal im Monat findet eine Sitzung des Medical Staff statt. Jetzt gegen Ende der Saison sind es jeweils ständig rund acht Spieler der Mannschaft, die auf die Unterstützung des Physio angewiesen sind. Timothy Grob ist verheiratet, hat einen 1 ½ Jahre jungen Sohn und wohnt in Uznach.
Masseurin Sina Riva
Massagen finden im kleinen Behandlungsraum neben der Kabine statt, nur durch eine Tür vom Trainerbüro getrennt. Denn dieser will ständig und im Detail über den Gesundheitszustand seiner Spieler informiert sein. Sina hat als Masseurin vor 9 Jahren bei den Nachwuchsteams begonnen, kennt die jüngeren Spieler also seit langem. Während unseres Gesprächs kommt Arbeit auf Sina zu. Nando Eggenberger, mit 189cm Grösse und 89kg Körpergewicht ein austrainierter Modellathlet, kommt nach dem Training zur Massage. Sein Vertrauen in die zierliche Masseurin ist gross. Er wünscht eine Behandlung im Schulter- und Nackenbereich und legt sich entspannt auf die Pritsche.
Sina Riva massiert den Spieler routiniert, bis der Betrachter anhand der Hautrötungen erkennt, wieviel Kraft sie in diese Massage steckt. «Sie wendet sogar mehr Kraft auf als ich», kommentiert Timothy Grob die Arbeit seiner Kollegin, die jeden Muskel Nandos genau zu kennen scheint und weiss, wie ihr Schützling auf die Behandlung reagiert. Nicht alle Spieler kommen gleich häufig in die Massage. Bei Nando Eggenberger scheint sie jedenfalls zu wirken, er gehört zu den auffälligen Leistungsträgern der Mannschaft.
Hinter der Bande
Physio Timothy ist zu 100% festangestellt bei den Lakers. Masseurin Sina Riva hat ihr eigene Massagepraxis mit einer Angestellten in Rapperswil (sinariva.ch) und arbeitet zu rund 60% in der Eishalle auf Mandatsbasis.
Die beiden sind jeweils rund 1½ Stunden vor den Spielern im Stadion, legen den Jungs die Matchleibchen hin, bereiten die Getränke und die Zwischenverpflegung vor. Sie kennen die speziellen Vorlieben ihrer Schützlinge genau. Während den Spielen stehen Sina und Timothy an der Bande und helfen den Spielern bei kleineren «Wehwehchen», wie sie im Eishockey nun einmal vorkommen bei Zusammenstössen oder wenn sich ein Spieler in einen Schuss wirft. Oft erfordern solche Kleinigkeiten einen weiteren Einsatz nach Spielschluss. «Da kommt es öfter mal vor, dass wir noch bis tief in die Nacht zu tun haben. Daher ist es auch wichtig und unverzichtbar, dass mein Partner und meine beiden fast erwachsenen Kinder diesen «Job» mittragen und cool finden. Sonst würden solche Arbeitszeiten nicht funktionieren», erklärt Sina.
Hansjürg Klossner