Inside | Ein Allrounder und ein Stratege für die ePlayoffs

11.01.2021, 08:00

Fabio Giacomelli trat mit drei zu seinem ersten Eishockeyspiel an. Guido Wanger stand mit fünf zum ersten Mal in der Fankurve der Lakers. Nun spielen die beiden in der eNationalleague.

Die Edmonton Oilers gewinnen das erste Bully und setzen sich im Drittel der Montreal Canadiens fest. Connor McDavid passt die Scheibe quer zu Jesse Puljujarvi. Der hämmert sie direkt ins Tor. Die Canadiens haben kaum durchgeatmet, da ziehen die Oilers fast mit dem gleichen Spielzug auf 2:0 davon. Diesmal trifft James Neal auf Pass von Zack Kassian.

Bild: Schaffen es Fabio Giacomellis flinke Finger in die Playoffs? (Martin Mühlegg)
Bild: Schaffen es Fabio Giacomellis flinke Finger in die Playoffs? (Martin Mühlegg)

Fabio Giacomelli lächelt, dann macht er sich bereit zum dritten Bully. Eigentlich würde er jetzt lieber einen Hockeystock statt den Controller der Playstation in den Händen halten. Er witterte schon im Kinderwagen die Gerüche von Hartgummi, Perskindol und verschwitzten Schonern. Sein Vater Giorgio spielte in der NLB (Servette, Herisau, GC) und wurde später Trainer. Mit drei absolvierte er sein erstes Spiel bei den Bambini. Jetzt spielt er bei Illnau-Effretikon in der 2. Liga, sein Vater ist dort auch sein Coach. Als Allrounder ist er mal Stürmer, mal Verteidiger.

Gegner braucht ein frühes Time-out

Über die pandemiebedingte Zwangspause hinweg tröstet sich Fabio Giacomelli nun mit der Playstation. Er spielt sehr gut, noch vor der ersten Pause trifft er zum dritten Mal. Sein Online-Gegner – dem Profilname nach ist er Anhänger des EHC Biel – braucht jetzt eine Stärkung und nimmt ein Time-out.

Bild: Fabio Giacomelli an seinem «Arbeitsplatz» in Niederuster. (Martin Mühlegg)
Bild: Fabio Giacomelli an seinem «Arbeitsplatz» in Niederuster. (Martin Mühlegg)

Seit Anfang Dezember ist Giacomelli auch als e-Sportler registrierter Wettkämpfer. In der internen Qualifikation für die eNationalleague setzte er sich durch und trägt nun das Logo der Lakers auf der Brust. In den kommenden Wochen finden 22 Qualifikationsspiele statt, im Mai stehen die Playoffs an. Da will Giacomelli unbedingt dabei sein. Welche Chancen rechnet er sich aus? «Das ist schwer zu sagen, weil ich die Gegner nicht kenne», sagt der 22-Jährige aus Uster. «Und ich muss mich noch an die grösseren Felder gewöhnen, da ich vorher fast immer mit NHL-Teams spielte. Ich werde mir Mühe geben!» Sein taktisches Verständnis und seine Akribie beim Einstellen des Teams werden ihm helfen.

Weltklasse-Tomlinson aus Wollerau

Giacomelli teilt sich die Einsätze für die Lakers mit Guido Wanger. «Inside» hätte auch ihm gerne beim Gamen über die Schultern geschaut. Das war leider nicht möglich, da Wangers Immunsystem während einer Chemotherapie vor fünf Jahren geschwächt worden ist. Wegen Corona darf er kaum noch andere Menschen treffen. Der 31-Jährige aus Wollerau zeigt sich am Telefon trotz der schwierigen Umstände bestens gelaunt und voller Tatendrang. Seine positive Energie lebt er nun umso intensiver auf der Playstation aus. Mit einer Bilanz von 195 Siegen in 202 Partien gehört der zu den allerbesten eHockeyspielern. Im NHL-online-Ranking belegte er Mitte Dezember den ersten Platz der Weltrangliste.

Bild: Guido Wanger in seinem Rappi-Boot auf dem Silsersee. Jetzt will er in der eNationalleague auf Punktefang gehen.
Bild: Guido Wanger in seinem Rappi-Boot auf dem Sihlsee. Jetzt will er in der eNationalleague auf Punktefang gehen.

Fürs Eishockey und im Speziellen für die SCRJ Lakers interessiert sich Wanger schon lange. Mit fünf war er zum ersten Mal live dabei, seither ist er Rappi-Fan mit Leib und Seele. Sein Fischerboot auf dem Sihlsee ist rot-weiss-blau bemalt und mit SCRJ-Fahnen ausgestattet. In der Fankurve hat er viele Freunde. Seit er 18 ist, zockt er regelmässig auf der Playstation. Als sein Profilname «Jeff Tomlinson» in den obersten Regionen der Rangliste auftauchte, nahmen die Lakers mit ihm Kontakt auf. Sie überreichten ihm ein Shirt und schlugen ihm vor, in der eNationalleague die roten Farben zu tragen.

Switchen im Sekundentakt

Wie wird man zu einem der besten eHockeyaner der Welt? Hat Wanger einfach sehr schnelle Finger und ist wegen seiner krankheitsbedingten Isolation geübter als andere? Es steckt mehr dahinter: «Ich bin der Schachspieler des Hockeys», sagt er. «Ich habe mehr Freude an einem gelungenen Check als an einem Tor.» Er sei ein «allerübelster» Perfektionist in der Defensive, der nichts dem Zufall überlasse. Zufälle verursache vor allem der Rechner der Playstation. Deshalb switcht Wanger in der Defensive im Sekundentakt zwischen den Spielern. Und wenn sein Gegner den Riegel doch geknackt hat, wechselt Wanger die Strategie. Mittlerweile ist er so gut geworden, dass er nur noch nachts online spielt. Dann sind die Cracks aus Nordamerika online, mit denen er sich auf Augenhöhe messen kann.

Am Anfang des zweiten Drittels ziehen Giacomellis Oilers gegen die Canadiens auf 4:0 davon. Der Online-Gegner erleidet einen technischen K.O. und geht offline. Giacomelli legt den Controller aufs Pult und zieht die Stöpsel aus den Ohren. eSportler kommen nach einem Ernstkampf schneller im normalen Leben an als «richtige» Hockeyspieler, die sich mühsam ihres Panzers entledigen müssen.

 


 

eSports – ein künftiger Game Changer? Nun auch mit den SC Rapperswil-Jona Lakers

Wir befinden uns in Zeiten, in denen digitale Transformation zum Alltag gehört. Dazu zählt auch der ganze eSports-Bereich. eSports ist ein veritabler Wachstumsmarkt und erfährt in den unterschiedlichsten Medien vermehrt grösserer Aufmerksamkeit. Auch steht es für kompetitives Gamen an professionell organisierten Turnieren und Wettbewerben. Insbesondere die jüngere Bevölkerung setzt sich stark mit eSports auseinander. Im der Schweizer TV-Landschaft ist es nach wie vor eher eine Randerscheinung, aber auch dies wird sich in den nächsten Jahren ändern. Aufgrund dieser Entwicklungen wird eSports zunehmend eine Marketingplattform mit Potential werden.

Einige Eishockeyclubs in der Schweiz führen bereits ein eSports-Team in ihrer Organisation. MySports lancierte auf die Saison 20/21 die so genannte «eNationalleague», welche das elektronische Pendent zum regulären Spielbetrieb darstellt.

Es handelt sich dabei auch für die SCRJ Lakers um eine neue Erlebniswelt mit grossem Potential, die nun sukzessive aufgebaut werden soll. Diese elektronische Welt, welche durchaus Sportsgeist erfordert, soll aber auch eine Plattform für Sponsoringpartnerschaften werden. Dem Gaming oder eSports gehen vor allem unter 44-Jährige nach (Studie 2019 ZHAW). Die SCRJ Lakers werden künftig sicher vermehrt interessante Sponsoring- und Aktivierungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit eSports in ihr Sponsoringportfolio übernehmen. Sponsoren können dadurch eine Zielgruppe über völlig neue Kanäle (z.B. Streamingplattformen) erschliessen. 

Nun vollziehen aber die SCRJ Lakers die ersten Gehversuche im eSports-Markt innerhalb der enationalleague. Die Konkurrenz ist auch in der virtuellen Welt nicht von schlechten Eltern. Es braucht einiges an Fingerspitzengefühl, um ganz vorne mitzumischen. Die beiden Teamspieler der SCRJ Lakers verfügen über die nötigen Skills und Voraussetzungen dazu. Fabio und Guido wurden in Vorqualifikationsturnieren auserwählt und bestreiten nun diese Meisterschaft im Namen der SCRJ Lakers.

 


 

Weiterführende Links:

> News: Die Lakers im eSport

> SCRJ Lakers eSports Seite

> Die eSpiele der Lakers live verfolgen auf Twitch

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  • Publiziert am
    11.01.2021 08:00
  • Autor
    tsc
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